SCHWANSONNENUHR BLEIBT ZEITLOS


Am 27. Oktober fand an der Lübbener Sonnenuhr an der Stadtmauer zum Ernst-von-Houwald-Damm die traditionelle Zeitumstellung statt. Gemeinsam mit Bürgermeister Jens Richter und Erbauer Heinz-Dieter Wanske wurde zugleich die Betreuung des Kunstwerks offiziell an den Nachfolger Holger Zittlau übergeben.

Am 27. Oktober wurde an der Lübbener Sonnenuhr an der Stadtmauer zum Ernst-von-Houwald-Damm die halbjährliche Zeitumstellung vorgenommen. Für den Erbauer der Sonnenuhr, Heinz-Dieter Wanske, war es ein besonderer Moment, denn es war seine letzte Zeitumstellung. Der heute 84-jährige Entwickler übergab bei dieser Gelegenheit die Verantwortung für die Betreuung seines Werkes an den gebürtigen Lübbener Holger Zittlau.

Anlässlich der Übergabe würdigte Bürgermeister Jens Richter das Baukunstwerk von Heinz-Dieter Wanske als bedeutenden Beitrag zur Stadtgeschichte: „Traditionelles Handwerk verdient auch in unserer modernen Zeit höchste Anerkennung. Heinz-Dieter Wanske hat mit seiner Sonnenuhr gezeigt, dass aus handwerklichem Können, Kreativität und Beständigkeit ein Stück Stadtgeschichte entstehen kann, das Generationen überdauert.“

Über Jahrzehnte blieb Dieter Wanske seiner Sonnenuhr eng verbunden. Mit großem Engagement kümmerte er sich um ihr Funktionieren und teilte gern sein Wissen über die traditionelle Form der Zeitmessung. Besonders freute ihn, dass die Sonnenuhr zu einem beliebten Ort für Hochzeitspaare wurde. Das Trauzimmer im Schloss Lübben liegt nur wenige Meter entfernt, und viele Paare nutzten die Sonnenuhr als romantisches Motiv für Erinnerungsfotos.

Mit der offiziellen Übergabe an Holger Zittlau ging eine Ära zu Ende. Wanskes Lebenswerk bleibt der Stadt Lübben (Spreewald)/Lubin (Błota) erhalten und wird auch künftig ein Symbol für Handwerkskunst, Präzision und Zeitbewusstsein sein.

FAKTEN

Die Lübbener Sonnenuhr wurde 1981 von Heinz-Dieter Wanske konstruiert. Sie ist in Form eines Schwans gestaltet. Somit gilt sie als technisches wie auch künstlerisches Unikat. Das Werk misst 2,20 Meter in der Höhe, das Zifferblatt hat einen Durchmesser von einem Meter und das Gesamtgewicht beträgt rund 100 Kilogramm.

Die Sonnenuhr ist parallel zum Äquator ausgeführt und zeigt mit wenigen Abweichungen die Zeit an. An vier Tagen im Jahr, am 16. April, 15. Juni,  02. September und 26. Dezember stimmen die Sonnenzeit und die mitteleuropäische Zeit exakt überein.

Ihre Konstruktion ermöglicht eine saisonale Anpassung des Zifferblatts, sodass auch die Umstellung auf Sommer- und Winterzeit erfolgen kann. Das Zifferblatt besteht aus römischen Ziffern, die in gleichmäßigen Abständen von jeweils 15 Grad angeordnet sind. Zur Zeitumstellung wird das Zifferblatt über einen Mechanismus um eine Stunde verschoben, was Geschick und Präzision erfordert. Diese Aufgabe übernahm bisher Dieter Wanske, künftig wird sie Holger Zittlau fortführen. Die Sonnenuhr trägt die Kennung DGC 5531 der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie.

HINTERGRUND

Die Idee zum Bau der Sonnenuhr entstand, als Heinz-Dieter Wanske eine Sonnenuhr in der Breiten Straße reparierte. Das dafür nötige Wissen eignete er sich selbst an. Nach einem Jahr intensiver Arbeit entstand die Schwansonnenuhr, sein erstes Werk dieser Art. Später folgten zwei weitere Sonnenuhren, die heute in der Parkstraße vor der Neuapostolischen Kirche und am Kino Café in der Brauhausgasse stehen, letztere ebenfalls mit Zeitumstellung.

Die Schwansonnenuhr hat im Laufe der Jahre mehrere Standorte erlebt. Von 1981 bis 1997/98 stand sie vor dem Goldenen Löwen, anschließend bis 2002 am Marktplatz. Aufgrund der Umgestaltung des Marktplatzes wurde sie für neun Jahre eingelagert. 2014 erfolgte eine umfassende Sanierung durch die Metall- und Anlagenbau Krausnick GmbH. Dabei wurde sie verzinkt und pulverbeschichtet. Gefördert wurde die Maßnahme durch den Freundeskreis Lübben e. V., die Stiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Lübben und die Spreewaldbank eG.

Dank der Stadt Lübben (Spreewald) fand die Sonnenuhr 2015 ihren heutigen Standort an der Stadtmauer zum Ernst-von-Houwald-Damm. Im Zuge der Straßensanierung musste das Baukunstwerk 2023 um wenige Meter zur Mauer versetzt werden.

Mit Unterstützung der MAB Krausnick und des Freundeskreises Lübben e. V. entstanden im Rahmen der Sanierung auch Miniaturmodelle der Sonnenuhr. Eines davon wurde 2015 dem damaligen Bürgermeister Lars Kolan als Geschenk überreicht.