Spreewald. Bunt und tolerant

Der Spreewald. bunt und tolerant

Als 2015/16 immer mehr Menschen aus Kriegsgebieten und anderen Regionen der Welt nach Deutschland kamen, rief Lübbens Bürgermeister Lars Kolan gemeinsam mit seinen Amtskollegen aus Lübbenau, Luckau und Calau alle toleranten und engagierten Bürger der Spreewaldregion auf, sich mit ihrer Unterschrift einem Bekenntnis für eine starke, erfolgreiche, vielfältige und bunte Spreewaldregion anzuschließen .

Zuvor hatten sich während einer Friedensandacht in der Lübbener Paul-Gerhardt-Kirche rund 50 Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift für die Schaffung eines solches Bündnisses ausgesprochen. Daraufhin wurde weiteren interessierten und engagierten Spreewäldern die Möglichkeit gegeben, mit zu unterzeichnen. Unter dem Titel „Der Spreewald. Bunt und tolerant!“ wurde schließlich ein Netzwerk gebildet.


Der Aufruf vom 27. Februar 2016 im Wortlaut:

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

der Ministerpräsident des Landes Brandenburg Dr. Dietmar Woidke hat im November 2015 zu einem Bündnis für Brandenburg aufgerufen. Wir schließen uns dem an und rufen Sie zu einem Bündnis für die Spreewaldregion auf.

Wir leben in einer in Europa einzigartigen historischen Kulturlandschaft. Mehr als 600.000 Besucher kommen in jedem Jahr aus der ganzen Welt zu uns, um die wunderbare Spreewald-Landschaft zu bestaunen und die Vielfalt unserer Bräuche, die Handwerkskunst, die Schönheit unserer Städte und Dörfer, die kulinarischen Besonderheiten zu genießen. Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen!

Der Landkreis Dahme-Spreewald ist zu einer TOP-Adresse für die Wirtschaft in Ostdeutschland geworden. Sicher sind dabei die Luft- und Raumfahrt und die Metallindustrie im Norden des Landkreises von großer Bedeutung. Wirtschaftlich erfolgreich sind auch die Landkreise Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz, die im Bereich der Kohle- und Energiegewinnung „Leuchttürme“ haben, die die Region in der Welt bekannt gemacht haben. Aber wir dürfen nicht den agilen Mittelstand in allen anderen Bereichen vergessen! Wir leben vom Handwerk, vom Tourismus, von der Landwirtschaft, von der Herstellung regionaler Spezialitäten, vom Dienstleistungsgewerbe. Wir haben uns überall einen guten Namen erarbeitet, nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern und sogar in Übersee. Die Menschen kommen gerne zu uns und kaufen gerne unsere Produkte. Darauf können wir mit Recht stolz sein.

Wir haben diese Entwicklung gemeinsam geschafft, weil wir uns den Herausforderungen gestellt haben. Wie in jeder Beziehung gibt es auch bei uns mal Streit, aber Krisen oder Rückschläge haben uns niemals umgeworfen. Wenn es schwierig wurde, haben wir uns letztlich zusammen gerauft und gemeinsam angepackt. Wir sind stolz darauf, dass wir im Spreewald gemeinsam ein vorzeigbares demokratisches Gemeinwesen aufgebaut und die Voraussetzungen für eine weitere erfolgreiche Entwicklung geschaffen haben.

Umso entschiedener stellen wir uns jenen entgegen, die die Ankunft einer hohen Zahl von zu uns geflüchteten Menschen ausnutzen wollen, um Hass und Zwietracht zu säen. Jenen, die Gerüchte streuen und die die Verunsicherung von Bürgerinnen und Bürgern weiter schüren und für ihre Zwecke ausnutzen wollen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Rechtsextremisten und Fremdenfeinde einen Keil zwischen uns treiben und ein falsches Bild der Spreewaldregion nach außen tragen. Diese Leute haben nicht das geringste Interesse daran, die Probleme der „alten“ oder „neuen“ Bürgerinnen und Bürger in unserer Region zu lösen. Sie spielen mit der Angst und arbeiten gegen die Freiheit und die Demokratie, die wir uns erkämpft und erarbeitet haben. Die jüngsten Äußerungen zur Waffengewalt an den Grenzen haben mehr als deutlich gezeigt, was sich hinter der Maske der angeblich so besorgten Bürger versteckt.

Hier grenzen wir uns klar ab. Wir wollen auch in Zukunft in einer weltoffenen und toleranten Gesellschaft leben. Wir werden auch in Zukunft Menschen wie jenen, die aus der Hölle des Bürgerkriegs in Syrien fliehen, bei uns Schutz bieten. Wir stehen zu religiöser und kultureller Vielfalt, zu Solidarität und gegenseitiger Achtung. Wir wollen Menschen integrieren anstatt sie auszugrenzen. Wir werden mit bürgerschaftlichem Engagement, mit politischer und zivilgesellschaftlicher Kraft Hass und Fremdenfeindlichkeit bekämpfen.

Natürlich können und werden wir die aktuellen Herausforderungen bei der Flüchtlingsaufnahme in unserer Region nicht allein lösen. Bundes- und Landespolitik sind hier gefragt. Aber auch wir können und müssen unseren Beitrag hier zu Hause für unsere Spreewaldregion leisten. Wir stehen zusammen und suchen gemeinsam mit allen Beteiligten, auch den Flüchtlingen, die Chancen anstatt die Risiken zu betonen. Der Schlüssel ist Integration, die Teilhabe der Geflüchteten an Arbeit und Gesellschaft. Sie bringen nicht nur ihre leidvollen Erfahrungen mit, sondern ihre Arbeitskraft, ihre Fähigkeiten und ihre Verbindungen, die uns einen neuen Blick auf die Welt und auf uns selbst eröffnen, darauf, wie gut es uns geht in Deutschland und in Europa, das wir inzwischen so oft gering schätzen. Wir wollen im Spreewald Räume für Begegnungen zwischen „neuen“ und „alten“ Bürgerinnen und Bürgern schaffen und bestehende Netzwerke, Initiativen und Strukturen fördern, um auf beiden Seiten Ängste abzubauen und das Zusammenleben zu fördern.

Dazu brauchen wir möglichst viele Verbündete. Jeder kleine Baustein ist wichtig, um ein gutes, großes Bild zu bauen, in dem sich alle wiederfinden können. Treten Sie unserem Aufruf bei, bringen Sie sich ein und lassen Sie uns ein Netzwerk von Gleichgesinnten und Machern bilden!


Für eine starke, erfolgreiche, vielfältige und bunte Spreewaldregion!

Lars Kolan, Bürgermeister Stadt Lübben (Spreewald) / Lubin (Błota)
Gerald Lehmann, Bürgermeister Stadt Luckau
Helmut Wenzel, Bürgermeister Stadt Lübbenau/Spreewald - Lubnjow/Błota
Werner Suchner, Bürgermeister Stadt Calau