JANUAR — MÄRZ
WINTERREKORD

Im Jahr 2010 setzte ein ungewöhnlich schneereicher Winter ein. Dichte Flocken verwandelten die Stadt Lübben (Spreewald) in eine idyllische Landschaft, brachten aber zugleich Verkehrschaos und überfüllte Parkplätze. Der Baubetriebshof und externe Firmen räumten Gehwege und Straßen und stießen dabei sogar an ihre Grenzen. Auch die Feuerwehr entfernte Schneewehen und Eiszapfen. Auf dem Marktplatz wurde das Parken großzügig geduldet. Private Anlieger kämpften mit den Schneemassen und die Stadt reagierte flexibel auf die Ausnahmesituation.
Trotz aller Bemühungen entstanden Frostschäden. In der Wettiner Straße wurde das Tempo für Autofahrer auf 30 km/h, aufgrund der starken Frostschäden begrenzt. Weitere Straßen erhielten ähnliche Maßnahmen. Der Materialverbrauch erreichte Rekordwerte mit 3.532 Tonnen Kies und 93 Tonnen Salz. Allein bis Anfang März beliefen sich die Kosten auf 379.748 Euro. Damit übertraf dieser Winter den ohnehin teuren Vorgänger deutlich.
GANZTAGSSCHULE SPREEWALDSCHULE
Am 16. Februar 2010 wurden Vertreter der Spreewaldschule und der Stadt zur Ganztagsschulproblematik im Bildungsministerium informiert. Das Ministerium stellte Fördermittel im Rahmen des Konjunkturpakets II bereit: 483.750 Euro für Investitionen und 29.000 Euro als Pro-Kopf-Förderung, bei nur 10 % Eigenanteil. Die Stadt musste rund 52.000 Euro im Nachtragshaushalt einplanen. Aufträge konnten vorab vergeben werden, sofern die Finanzierung bestätigt war. Eine Liste mit den Vorhaben sollte binnen vier Wochen erstellt werden. Die Genehmigung als Ganztagsschule galt zunächst nur für Jahrgang 7; weitere Klassen folgten gestaffelt bis 2012/13.
SANIERUNG DER ALTSTADT WURDE SICHTBAR
Im Sanierungsgebiet Lübben-Altstadt wurden 2009 wichtige Fortschritte erzielt. Die Kirchstraße wurde vollständig erneuert und wertete das Umfeld der Paul-Gerhardt-Kirche auf. Nach dem Spreewaldfest begannen die Arbeiten an der Spreebrücke und am Straßenzug Am kleinen Hain. Die neue Brücke sollte im ersten Halbjahr 2010 fertiggestellt werden, gefolgt von weiteren Bauabschnitten bis zum Schutzgraben. Das Bautempo hing von verfügbaren Fördermitteln ab. Viele Eigentümer leisteten durch vorzeitige Ablösung der Ausgleichsbeiträge einen Beitrag zur Finanzierung. Bis zum 30. Oktober 2010 wurde ein Abschlag von 10 % gewährt. Die Stadtverwaltung bot dazu Beratung und Formulare an.
AUSSTELLUNG „ZEITZEUGEN“
Im Januar 2010 eröffnete die „Künstlergruppe 2010“ aus dem Norden des Landkreises die Ausstellung „Zeitzeugen“ im Rathaus. Die Werke spiegelten individuelle Ausdrucksformen wider – von Ute Weckends abstrakter Landschaftsmalerei bis zu Hans dem Fährmanns ironisch-phantastischen Figuren. Herbert Schirmer würdigte die Vielfalt der Künstler, darunter auch Frank Beutel und Sigrun Pfitzenreuter. Die Schau war Teil eines Projekts mit Künstler*innen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis zum 20. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung und lief bis zum 05. März 2010.
SCHULWEGSICHERUNG UND NEUE PARKREGELUNGEN
Zu Beginn des Jahres 2010 informierte Bürgermeister a. D. Lothar Bretterbauer die Stadtverordneten über die Ergebnisse eines Prüfverfahrens zur Schulwegsicherung an der 1. Grundschule im Dreilindenweg. Das Straßenverkehrsamt bewertete die bestehende Tempo-30-Zone als wirksam und sprach sich für zusätzliche bauliche Maßnahmen wie Drängelgitter, Verkehrsspiegel und Aufpflasterungen aus. Ziel war es, die Sicherheit der Kinder zu erhöhen und das Verhalten der Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren.
Besondere Konflikte traten durch riskante Fahrmanöver von Eltern auf dem Schulparkplatz auf. Die Einführung eines verkehrsberuhigten Bereichs wurde zwar diskutiert, aber aus Sicherheitsgründen verworfen – spielende Kinder und morgendlicher Bringverkehr ließen sich nicht vereinbaren. Auch eine Einbahnstraßenregelung stieß auf Ablehnung: 26 Anlieger waren dagegen, nur 2 dafür.
Weitere Empfehlungen des Straßenverkehrsamts umfassten die Prüfung eines Gehwegs, den Einsatz von Schülerlotsen in Zusammenarbeit mit der Polizei sowie die Installation eines zusätzlichen Absperrgitters und einer Geschwindigkeitsmesstafel zur Fahrerverhaltenslenkung.
Parallel dazu trat am 01. März eine neue Parkregelung für den fertiggestellten Marktplatz in Kraft. An drei Wochentagen darf dort mit Parkscheibe nur eine Stunde geparkt werden – eine Maßnahme gegen Dauerparken und zur Erhaltung des Platzes als Aufenthaltsraum. Der Lindenparkplatz blieb während der Brückenbauarbeiten gebührenfrei, während der Schlossparkplatz für die ersten zwei Stunden kostenfrei genutzt werden konnte. Gebühren fielen erst ab der dritten Stunde an.
Diese Maßnahmen zeigen das Bemühen der Stadt, sowohl die Sicherheit der jüngsten Verkehrsteilnehmer zu erhöhen als auch die Aufenthaltsqualität im Stadtzentrum zu verbessern.
WOHNENTWICKLUNG NAHM FAHRT AUF
Im Jahr 2010 plante die Stadt Lübben den Abriss von rund 250 Garagen in der Pfaffenbergsiedlung, um Platz für neue Eigenheime zu schaffen. Die Kündigung der Pachtverträge sorgte für Unmut, da die Parksituation in dem dicht bebauten Gebiet bereits angespannt war. Seit Ende der 1990er Jahre wurden hier gemäß Bebauungsplan Garagenparzellen abgerissen und Grundstücke verkauft. Die Stadt wollte mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) neue Parkflächen schaffen, etwa durch Rückbau leerstehender Wohnungen. Im Lübbener Norden standen 138 Wohnungen leer – das entsprach 46 % des gesamtstädtischen Leerstands. Heute steht an der Spreewaldbahn tatsächlich eine Einfamiliensiedlung.
LÜBBEN HAT EIN WEITERES TÜRMCHEN

Zum 20-jährigen Jubiläum setzte der ASB-Kreisverband am 11. März 2010 einen originalgetreu rekonstruierten Turm auf das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen 1. Grundschule. Der über zwei Tonnen schwere Turm misst bis zur Kugel 6 m, bis zur Wetterfahne 7 m. Das Original aus dem Jahr 1908 ging im Zweiten Weltkrieg verloren. Seit dem Kauf 2008 wird das Gebäude zum Informationszentrum mit Mehrgenerationshaus umgebaut. Bürgermeister a. D. Frank Neumann lobte das Engagement des ASB, der mit vielen Projekten das Stadtbild und die soziale Infrastruktur Lübbens nachhaltig geprägt habe.
20 JAHRE ASB KV LÜBBEN E.V.
Im Jahr 2010 feierte der Arbeiter-Samariter-Bund KV Lübben e.V. sein 20-jähriges Bestehen. Gegründet 1990 als erste ASB-Gliederung in Brandenburg, begann der Kreisverband mit sieben Engagierten, darunter Dr. Dinter, der bis heute Vorsitzender ist. Heute leisten 145 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende in 11 Einrichtungen täglich Hilfe für über 300 Menschen. Der ASB ist in der Region aktiv in der Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe, Behindertenbetreuung, im Fahrdienst und in der Beratung. Mit dem Kinderheim „Waldschlösschen“ und einer Seniorenwohnanlage wurden wichtige soziale Angebote geschaffen. Der ASB steht für Menschlichkeit, Solidarität und Tradition. Zum Jubiläum dankt der Verband allen Unterstützern und verspricht, sich weiterhin für die Schwächsten der Gesellschaft einzusetzen.
APRIL — JUNI
STELLUNGNAHME ZUR BARRIEREFREIHEIT IM SCHLOSS LÜBBEN
Im Jahr 2010 reagierte die Stadt Lübben auf die Verleihung des Negativpreises „Betonkopf“ durch den Allgemeinen Behindertenverband Brandenburg (ABB), der mangelnde Barrierefreiheit im Schlossensemble kritisierte. Der ehem. Bürgermeister stellte klar: Sowohl das Schloss als auch der Marstall wurden bei ihrer Sanierung behindertengerecht umgebaut. Im Schloss wurde bereits im Jahr 2000 ein Fahrstuhl installiert, der alle Etagen – bis hin zum Dachstuhl – barrierefrei erschließt. Auch im Marstall, der 2002 zur Stadtbibliothek und Museum umgebaut wurde, befindet sich ein Fahrstuhl, der das Erd- und Obergeschoss für mobilitätseingeschränkte Personen zugänglich macht.
Lediglich der Schlossturm wurde bislang nur außen saniert. Eine innere Umgestaltung mit barrierefreiem Zugang steht noch aus. Mehrere Varianten zur Erschließung wurden geprüft, darunter Treppenlifte und ein Außenfahrstuhl, doch bauliche und denkmalrechtliche Vorgaben verhinderten eine Umsetzung. Die Stadt betonte, dass alle öffentlich genutzten Räumlichkeiten des Schlossensembles für Menschen mit Behinderung erreichbar sind und bei Bedarf individuelle Unterstützung angeboten wird. Die Kritik des ABB wurde daher als verkürzt und nicht sachgerecht zurückgewiesen.
10 JAHRE RATHAUS LÜBBEN – KINDER GESTALTETEN DAS JUBILÄUM MIT HERZ
Zum 10-jährigen Jubiläum des Lübbener Rathauses feierten die Bürgerinnen und Bürger beim „Tag der offenen Tür“ ein buntes Fest. Bürgermeister a. D. Lothar Bretterbauer erinnerte gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteher Joachim Kohlick beim Anschnitt der Geburtstagstorte an die lange Entstehungsgeschichte: Bereits 1994 begannen die Planungen, 1997 fiel die Entscheidung für den Umbau der alten Post. Für über 10 Mio. DM entstand ein modernes Rathaus, das seit 2000 das Stadtbild prägte.
Besonders beeindruckte das Engagement der Kinder: Die Kitas „Waldhaus“, „Unter den Linden“ und „Spreewald“, der Hort der 1. Grundschule sowie die Kreismusikschule trugen mit Liedern, Tänzen und kreativen Beiträgen zum Gelingen bei. Im Spielzimmer gestalteten Kinder fantasievolle Bilder zum Thema „Wie stelle ich mir den Bürgermeister vor?“ und „Mein schönster Platz in Lübben“. Der sechsjährige Arnold wurde für seine Zeichnung prämiert. Mit ihrer Begeisterung machten die Kinder das Fest zu einem lebendigen Erlebnis.
KOSTENEXPLOSION BEIM WASSERWANDERSTÜTZPUNKT
Im Mai 2010 wurde der Bauausschuss der Stadt Lübben umfassend über die gestiegenen Kosten beim geplanten Wasserwanderstützpunkt informiert. Bereits im März hatte die Submission eine deutliche Überschreitung der förderfähigen Mittel ergeben – allein der erste Bauabschnitt lag 292.000 Euro über dem Budget. Da die Stadt diese Summe nicht selbst aufbringen konnte, stellte sie im April einen Antrag auf Nachfinanzierung bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg.
Die Antwort fiel ernüchternd aus: Eine Förderung über die ursprüngliche Summe hinaus sei nur unter strengen Bedingungen möglich. Die Stadt musste nachweisen, dass sie aktiv an einer Kostenreduzierung arbeite. Erste Umplanungen wurden dem Bauausschuss vorgestellt, der sich einstimmig für diesen Weg aussprach. In der Folge wurde die Ausschreibung am 25. Mai 2010 aufgehoben.
Auch die geplante Fußgängerbrücke zur Schlossinsel war von der Kostenproblematik betroffen. Die Finanzierung lief über das LVLF Luckau, doch auch hier waren Umplanungen nötig. Ein Baubeginn wurde frühestens für Oktober erwartet. Die Verschiebung der Eigenmittel ins Folgejahr eröffnete der Stadt jedoch neue Spielräume: Die ursprünglich für 2011 geplante Finanzierung der Wettiner Straße konnte nun bereits 2010 erfolgen.
60 JAHRE STADTBIBLIOTHEK LÜBBEN
Im Jahr 2010 feierte die Stadtbibliothek Lübben ihr 60-jähriges Bestehen mit einer würdigen Festveranstaltung. Christoph Bartoszek, damals Fachbereichsleiter für Ordnung, Bildung und Soziales, überbrachte die Glückwünsche der Stadt und erinnerte in seiner Rede an die bewegte Geschichte der Einrichtung, die am 01. Januar 1950 gegründet wurde.
Besonders hervorgehoben wurden die Zusammenlegung zur Stadt- und Kreisbibliothek 1955, die Versorgung von 57 Gemeindebibliotheken sowie die Gründung der Kinderbibliothek 1968. Ein Meilenstein war der Umzug in die Bahnhofstraße 1992 und schließlich die Eröffnung im sanierten Marstall 2003. Mit rund 41.000 Medien und 90.000 Entleihungen im Vorjahr blieb die Bibliothek ein lebendiger.
STADTCHOR FEIERT JUBILÄUM
Der Stadtchor Lübben feierte am 06. Juni 2010 sein 30-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumskonzert in der Aula des Paul-Gerhardt-Gymnasiums. Bereits Ende der 1970er Jahre entstanden erste Ideen zur Gründung eines gemischten Chores. 1980 lud die Gründerin Renate Mattern sechs Sängerinnen zur ersten Probe ein. Der Chor wuchs rasch und trat 1983 erstmals öffentlich auf. 1990 gründeten die Mitglieder einen Verein, der bis heute auf 40 Aktive anwuchs. Seit 1993 gab der Chor regelmäßig Frühlings- und Adventskonzerte, sang in Seniorenheimen, Kirchen und Partnerstädten. 1999 trat er dem Sängerkreis Königs Wusterhausen bei. Das Repertoire reichte von Volksliedern bis zu internationalen Chorsätzen.
GEPLANTE BAUMASSNAHMEN IN LÜBBEN
Die Stadt Lübben erhielt entgegen früherer Hinweise doch noch im Jahr 2010 eine Förderzusage für die Sanierung der Wettiner Straße. Daraufhin stoppte die Verwaltung die bereits vergebenen Aufträge für provisorische Maßnahmen und leitete umgehend die Ausschreibung der Baumaßnahme ein. Am 10. Juni ging der Zuwendungsbescheid ein. Aus dem Förderprogramm des Landes Brandenburg wurden 426.000 Euro bewilligt, was einer 75-prozentigen Finanzierung der zuwendungsfähigen Gesamtkosten von 568.000 Euro entsprach. Zusätzlich fielen nicht zuwendungsfähige Ausgaben in Höhe von 166.000 Euro an, sodass sich die Gesamtkosten auf 734.000 Euro beliefen. Die Vergabe des Bauauftrags war für die Julisitzung vorgesehen, damit die Arbeiten im August beginnen konnten.
Parallel dazu ging bei der Stadt die Baugenehmigung für ein Minispielfeld auf dem Sportplatz Berliner Chaussee ein. Die Ausschreibungsunterlagen für die städtischen Vorleistungen wurden versandt, und die Fertigstellung des Spielfelds war für Mitte August geplant. Zudem erhielt die Stadtverwaltung die Genehmigung für den Bau eines Sanitär- und Umkleidegebäudes am Sportplatz Völkerfreundschaft.
BRÜCKENSANIERUNG IN LÜBBEN: EIN BAUPROJEKT MIT SYMBOLKRAFT

Im Februar 2010 wurde die Baustelle an der Spreebrücke nach der Winterpause wieder eingerichtet. Die Firma Kussatz begann unter der Bauleitung von Lothar Bretterbauer mit der Absicherung und Vorbereitung der Fläche. Es folgten Bewehrung und Schalung der Fundamente. Um den durch den Winter entstandenen Bauverzug aufzuholen, wurden beide Widerlager gleichzeitig errichtet und auch samstags gearbeitet. So konnten rund zweieinhalb Wochen aufgeholt werden. Die Stadtverwaltung begleitete das Projekt aktiv, der Bauausschuss informierte sich regelmäßig vor Ort.
Am 28. April wurde die Brückenplatte betoniert. Zwei Pumpen arbeiteten parallel auf beiden Seiten der Brücke. Anschließend folgten das Vorspannen der Spannglieder und das Vergießen der Brückenlager. Weitere Schalungsarbeiten für Kammerwand und Kappen schlossen sich an. Die Arbeiten verliefen planmäßig, sodass die Eröffnung am 19. Juni gesichert war.
An diesem Tag feierten Hunderte Lübbener die Freigabe der sanierten Brücke. Der ehemalige Bürgermeister Lothar Bretterbauer und Verkehrsminister Jörg Vogelsänger durchschnitten feierlich das rote Band. Der Minister a. D. schrieb auf den abgetrennten Teil: „Es ist ein schöner Tag für Lübben.“ Die Brücke, das zentrale Bindeglied zwischen Haupt- und Breite Straße, war seit dem Vorjahr gesperrt.
Die Sanierung kostete rund 900.000 Euro, finanziert zu gleichen Teilen von Bund, Land und Stadt. 550 Kubikmeter Altbeton wurden entfernt, 600 Kubikmeter neuer Beton eingebracht. Bei einer Oldtimerfahrt überzeugten sich Bretterbauer, Vogelsänger und die damals erwählte Liebesgöttin Liuba vom Ergebnis. Die endgültige Freigabe für den Fahrzeugverkehr erfolgte am 28. Juni.
In seiner Rede betonte der damalige Bürgermeister, dass die Brücke zwar wichtig sei, das Verkehrsproblem aber nicht löse. Er begrüßte die Unterschriftensammlung für eine Umgehungsstraße. Über 5000 Unterschriften wurden in nur 14 Tagen gesammelt und dem Minister übergeben, der die Aktion mit den Worten unterstützte: „Mir ist es lieber, Menschen sind für etwas als gegen etwas.“ Die Sammlung blieb weiterhin offen.
JULI — SEPTEMBER
NEUE KITA „UNTER DEN LINDEN“ ERÖFFNETE IN LÜBBEN

Am 05. Juli 2010 wurde die neue Kindertagesstätte „Unter den Linden“ in Lübben feierlich eröffnet. Das moderne, zweigeschossige Gebäude mit 800 Quadratmetern bot helle Räume, abgerundete Wandformen und großzügige Außenflächen für Spielgeräte. Architekt Vilco Scholz integrierte zahlreiche Ideen der Erzieher*innen in die Planung. Die damalige Kita-Leiterin Monika Tuschy zeigte sich erfreut über das neue Domizil.
Bürgermeister Lothar Bretterbauer a. D. bezifferte die bisherigen Baukosten auf rund 1,041 Millionen Euro und rechnete mit einer Endsumme von etwa 1,4 Millionen Euro. Der Landkreis Dahme-Spreewald beteiligte sich mit 757.000 Euro an der Finanzierung. Bretterbauer lobte die Entscheidung, einen Ersatzneubau statt einer Sanierung zu realisieren, und dankte den Kommunalpolitikern für ihre Unterstützung.
Auch der ehemalige Bildungsdezernent Carsten Saß würdigte das Projekt und betonte die Qualität des Neubaus als Ziel der Förderung. Die Kinder bedankten sich mit einem Musical und ließen zum Abschluss bunte Luftballons steigen
LÜBBEN PLANT FÜR DIE ZUKUNFT
Die Stadt Lübben beteiligte sich aktiv am Dialogverfahren zum Stadtumbau in Brandenburg. Ziel war es, gemeinsam mit den Wohnungsunternehmen Strategien zur Stabilisierung des Wohnungsmarkts durch Rückbau und Aufwertung zu entwickeln. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK) sollte attraktives Wohnen sichern und Wechselwirkungen mit anderen Bereichen wie Wirtschaft und Verkehr darstellen. Von 34 beteiligten Städten wurden 22 ab 2010 in das Programm Stadtumbau Ost II aufgenommen, sechs nicht. Für weitere sechs Städte, darunter Lübben, wurde eine Aufnahme ab 2011 angestrebt. Voraussetzung war ein Stadtumbau-Monitoring und die Konkretisierung der Strategie. Das damalige Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft erkannte Lübbens Bemühungen an, sah jedoch wegen eines Leerstands von nur vier Prozent keinen akuten Förderbedarf. Die Stadt sollte ihr INSEK bis Ende September 2010 überarbeiten und erneut vorlegen. Sorge bereitete die Ankündigung des ehemaligen Bundesbauministers Dr. Ramsauer die Fördermittel um 50 % im Jahr 2011zu kürzen. Daher wurde ein Appell an die Politik gerichtet, sich gegen die Kürzungen einzusetzen.
NEUES VERWALTUNGSGEBÄUDE STÄRKTE INFRASTRUKTUR DES BAUBETRIEBSHOFES
Im Juli 2010 wurde das neue Sozial- und Verwaltungsgebäude des städtischen Baubetriebshofes in Lübben feierlich eingeweiht. Der ehemalige Leiter des Betriebshofes, Ralph Stolpe, nahm zahlreiche Glückwünsche und Geschenke entgegen. Bürgermeister Lothar Bretterbauer a. D. würdigte das moderne Gebäude, dessen Bau rund 700.000 Euro kostete, als Zeichen der Wertschätzung gegenüber der Arbeit des Betriebshofes. Er dankte den Stadtverordneten, die trotz angespannter Haushaltslage die Mittel für den Neubau bereitgestellt hatten.
Ralph Stolpe erinnerte an die lange Vorgeschichte des Projekts. Bereits 1994/95 gab es erste Planungen für einen neuen Verwaltungssitz, nachdem 1992 die Gründung des Baubetriebshofes beschlossen worden war. Ziel war es, Maschinen, Geräte und Personal effizienter zu bündeln. Vor der Zentralisierung waren verschiedene Bereiche auf mehrere Standorte verteilt, die später aufgegeben wurden.
Trotz zahlreicher baulicher Erweiterungen auf dem Gelände, darunter Winterdiensthalle, Garagen und Lagerflächen, befand sich das Büro bis dahin in einem alten Fachwerkhaus, das nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen entsprach. Das neue Gebäude verfügte über helle Büroräume, einen Sozialtrakt für 36 Mitarbeiter und wurde mit Erdwärme und Solarenergie beheizt. Die Außenanlagen gestalteten die Mitarbeiter in Eigenleistung.
WASSERREICH SPREE: NEUES KONZEPT ÜBERZEUGTE MIT QUALITÄT UND EFFIZIENZ
Im Jahr 2010 stellten die Stadtverordneten in Lübben ein überarbeitetes Konzept für das geplante Wasserreich Spree vor. Ziel war es, die ursprünglich veranschlagten Kosten von 18 Millionen Euro auf etwa 12 Millionen Euro zu senken, ohne qualitative Einbußen. Die Gebäudefläche wurde um über 700 Quadratmeter reduziert, das zweite Geschoss sowie einzelne Räume entfielen. Die neue Architektur und die stärkere inhaltliche Ausrichtung auf das Thema Wasser fanden breite Zustimmung.
Besonders hervorgehoben wurde die Idee eines „Wolkenraums“, in dem Besucher*innen unter einem realistisch wirkenden Himmel verschiedene Wetterphänomene erleben sollten. Prognosen gingen von bis zu 170.000 Besuchern jährlich aus. Trotz positiver Resonanz und ambitionierter Planung wurde das Projekt bis heute nicht realisiert.
WASSERWANDERSTÜTZPUNKT: BAUSTART TROTZ VERZÖGERUNG
Im Jahr 2010 begannen mit mehrmonatiger Verzögerung die Bauarbeiten am Wasserwanderstützpunkt auf der Schlossinsel in Lübben. Ursprünglich war der Start für Mai geplant, jedoch führten zu hohe Angebote bei der ersten Ausschreibung zu einer Finanzierungslücke von rund 300.000 Euro. Die Stadt reagierte mit einer Umplanung und kürzte unter anderem die Stege. Nach erfolgreicher Neuausschreibung erhöhte die Investitionsbank des Landes Brandenburg die Fördermittel auf 955.700 Euro. Die Gesamtkosten beliefen sich nun auf etwa 1,2 Millionen Euro. Geplant waren Anlegestellen, eine Naturbadestelle mit 50-Meter-Becken, Umkleiden, Duschen und Außenanlagen. Parallel sollte eine neue barrierefreie Brücke entstehen.
SANIERUNG DER BAHNHOFSTRASSE MIT FÖRDERMITTELN GESTARTET
Die grundhafte Sanierung der Bahnhofstraße in Lübben auf einer Länge von rund 300 Metern begann im Sommer 2010. Der erste Bauabschnitt erstreckte sich von der Kreuzung Logenstraße bis zur Berstebrücke. Regenwasserkanal, Trinkwasserleitung und Umverlegungen wurden abgeschlossen, Bordsteinanlagen für Fahrbahn und Gehwege folgten. Die Asphaltierung war für Ende November geplant, abhängig von der Witterung. Die Freigabe für den Verkehr sollte Ende Dezember erfolgen.
Für die weiteren Abschnitte liefen erste Vorbereitungen, darunter die Fällung von 21 Linden. Zum Erhalt des Alleecharakters wurden 28 neue Bäume vorgesehen. Anfang 2011 sollte die Kreuzung Logenstraße/Bahnhofstraße erneuert und anschließend der Abschnitt bis zur Luckauer Straße ausgebaut werden. Die Stadt erhielt über 495.000 Euro Fördermittel aus dem Lärmschutzprogramm des Landes Brandenburg, die in den ersten Bauabschnitt mit Gesamtkosten von rund 660.000 Euro flossen.
OKTOBER — DEZEMBER
MASSNAHMEN ZUR BELEBUNG DER BREITEN STRASSE ANGESTOSSEN
2010 äußerte die ehemalige Stadtverordnete Sabine Minetzke (Pro Lübben) im Bauausschuss Sorge über die rückläufige Besucherfrequenz in der Breiten Straße. Trotz der neuen Brücke, die als Verbindung zum Markt dienen sollte, blieb der erhoffte Effekt aus. Minetzke schlug ein Fußgängerleitsystem mit Stadtplan vor. Der damalige Fachbereichsleiter Frank Neumann verwies auf die Zuständigkeit der TKS für touristische Beschilderung und sah beim Fußgängerleitsystem noch Potenzial. Werbeschilder an der Brücke lehnte die Verwaltung ab, ein Hinweis „Breite Straße – Einkaufsboulevard“ sei jedoch denkbar. Es wurde über erfolgreiche Bemühungen berichtet, eine Radroute über die Breite Straße bis zum Markt zu führen. Zudem fand der touristische Weg durch die Straße erneut Eingang in das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (INSEK). Perspektivisch war auch eine verbesserte verkehrliche Anbindung vorgesehen.
REGENTANZ BRINGT 500 € FÜR JUGENDFEUERWEHR
Im September 2010 gewann Lübben eine Stadtwette zugunsten der Jugendfeuerwehr. Über 600 Bürgerinnen und Bürger führten auf dem Marktplatz einen Regentanz auf und übertrafen damit die geforderte Teilnehmerzahl. Als Preis übergab BB Radio eine Spende von 500 Euro, die für den Jugendfeuerwehrtag im Folgejahr verwendet werden sollte. Vertreter der Feuerwehr und der Stadt zeigten sich erfreut über die Unterstützung.
TRIKOTAGENWERK PRÄGTE LÜBBENS GESCHICHTE BIS 1945

Im Oktober 2010 hielt der Lübbener Heimatforscher Rolf Ebert einen viel beachteten Vortrag zur Geschichte des Trikotagenwerks, das zwischen 1873 und 1991 die Stadt Lübben maßgeblich prägte. Ebert zeichnete ein lebendiges Bild der sozialen und wirtschaftlichen Bedeutung des Betriebs, der unter anderem die erste Betriebskrankenkasse gründete und Schauplatz des ersten Arbeiterstreiks in Lübben war. Besonders eindrücklich schilderte er die Rolle des Werks in der Kaiserzeit, die von Kinderarbeit und dem Erstarken der SPD geprägt war, sowie den Kampf gegen die Schließung während der Weltwirtschaftskrise 1929.
Die wechselvolle Geschichte des Werks – von der Gründung durch Leonard Strick über die Arisierung 1937 bis zur Produktion kriegswichtiger Güter – spiegelte deutsche Zeitgeschichte wider. Ebert, der seit Jahren mit ehemaligen Beschäftigten forscht, betonte die zentrale Rolle der Frauen im Betrieb und die sozialen Ungleichheiten jener Zeit. Sein Vortrag endete mit dem Kriegsjahr 1945, als das Werk trotz Schäden überdauerte und eine neue Ära bevorstand.
WETTERRÜCKBLICK 2010 – EIN JAHR DER EXTREME IN LÜBBEN
Das Jahr 2010 stellte für Lübben ein außergewöhnliches Wetterjahr dar, das mit zahlreichen Extremen in die lokale Klimageschichte einging. Die Jahresdurchschnittstemperatur lag mit 8,1 °C erstmals seit 1996 unter dem langjährigen Mittel von 8,5 °C. Besonders markant war die Rekordniederschlagsmenge von 798 l/m² – ein Spitzenwert in der Blumenfelder Messreihe seit 1987, der 155 % des üblichen Mittelwerts entsprach.
Der Januar 2010 begann mit einer Schneehöhe von 27 cm, was den bisherigen Höchstwert von 2005 übertraf. Der Monat brachte zudem mit einem Mittelwert von –5,11 °C einen der zehn kältesten Januare seit Beginn der Aufzeichnungen. Am 27. Januar wurde mit –21,6 °C der tiefste Wert des Jahres gemessen. Die Spree und ihre Fließe froren zu, doch die Schneedecke machte das Eis unsicher.
Ein seltenes Wetterphänomen zeigte sich am 26. Februar: Ein beeindruckender Mondhalo faszinierte die Spreewälder. Im April sorgte ein weiteres Naturereignis für Aufsehen. Die isländische Vulkanasche wurde in Hagelkörnern im Spreewald entdeckt, ein Novum in der Region.
Der Sommer begann verheißungsvoll mit Temperaturen über 30 °C ab dem 29. Juni. Der 11. und 12. Juli markierten mit 35,9 °C die heißesten Tage des Jahres. Doch der Sommer endete abrupt. Der August brachte mit 173 l/m² Regen das erste von drei Hochwassern. Auch der September blieb nass, während Oktober und Juni ungewöhnlich trocken verliefen.
Der Dezember setzte dem Jahr die Krone auf. Mit einem Monatsmittel von –4,6 °C war er der kälteste Dezember in der Blumenfelder Reihe. Am 28. Dezember erreichte die Schneedecke mit 42 cm ihren Höhepunkt – Platz vier der schneereichsten Winter seit Beginn der Aufzeichnungen.
Insgesamt zählte das Jahr 2010 in Lübben 108 Schneetage, 119 Frosttage und 60 Eistage. Diese Wetterextreme machten 2010 zu einem prägenden Jahr für die Stadt, darunter mit Herausforderungen für Infrastruktur, Natur und Einwohner*innen.





